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Léon Foucault Ein Mann, ein Pendel

Bekannt wurde er durch ein Pendel - doch der französische Naturwissenschaftler Léon Foucault hat noch einiges mehr ersonnen: eine Schreibmaschine und ein Spiegelteleskop zum Beispiel. Dabei hatte seine wissenschaftliche Karriere eher mühselig begonnen.
Léon Foucault: "Sie sind eingeladen, der Erde beim Drehen zuzusehen"

Léon Foucault: "Sie sind eingeladen, der Erde beim Drehen zuzusehen"

Foto: Corbis

Die Arbeit an Leichen ist weiß Gott nichts für Zartbesaitete. Das müssen angehende Mediziner in ihren Präp-Kursen lernen. Andererseits werden viele Widrigkeiten dadurch aufgewogen, dass die Studierenden so wertvolle anatomische Einblicke bekommen. Für den jungen Léon Foucault war das Hantieren mit den Dahingeschiedenen jedoch so unangenehm, dass er sein Studium schmiss - und sich fortan der Physik widmete, allerdings zunächst ohne Studienabschluss. Doch auch so bereicherte der Verlegersohn aus Paris die Naturwissenschaften enorm.

Genau vor 194 Jahren wurde Foucault in der französischen Hauptstadt geboren - und wie groß die Begeisterung für ihn dort war und ist, lässt sich bis heute erkennen: Sein Name ist zusammen mit anderen auf der Außenseite des Eiffelturms verewigt, an der Südostseite der ersten Plattform. Und Foucaults Grab ist auf dem Friedhof Montmartre eigens ausgeschildert. Jetzt erinnert die Suchmaschine Google weltweit an den Naturwissenschaftler - indem sie ihm das aktuelle "Google Doodle" gewidmet hat.

Auf der Startseite zu sehen ist Foucaults berühmtestes Experiment, bei dem ein Pendel die Hauptrolle spielt. Selbst hartgesottene Geisteswissenschaftler dürften schon davon gehört haben, durch den gleichnamigen Roman von Umberto Eco aus dem Jahr 1989 . Das Foucaultsche Pendel - der Name ist eigentlich ein Etikettenschwindel, da der Italiener Vincenzo Viviani ähnliche Versuche bereits rund 200 Jahre vor dem Franzosen durchgeführt hatte - zeigt auch für Laien anschaulich die Erdrotation.

Nötig dafür sind ein Gewicht und ein langes Seil. Foucault experimentierte im Winter 1851 zunächst im Keller seines Hauses mit einem zwei Meter langen Pendel. In der Pariser Sternwarte (offizieller Einladungstext der Veranstaltung: "Sie sind eingeladen, der Erde beim Drehen zuzusehen") und später in der feierlichen Atmosphäre des Panthéons wurden die Aufhängungen wenige Wochen später erst zwölf, dann sogar 67 Meter lang. Der Pendelkörper bewegte sich jeweils ganz knapp über dem Boden. Im Panthéon zog gar eine Nadel eine Spur in ein Bett aus feinem Sand.

Produktiver Denker

Dabei konnte das staunende Publikum beobachten, wie das Pendel im Laufe der Zeit seine Richtung änderte. Schuld daran ist die Erdrotation, die - abhängig von der geografischen Breite - gewissermaßen den Boden unter dem schwingenden Pendel wegdrehen lässt. Seitdem ist der Versuch in unzähligen naturwissenschaftlichen Instituten, Museen und Kirchen wiederholt worden. Und - wenn nicht beim Aufbau geschludert wurde - auch immer mit demselben Ergebnis.

Doch Foucaults Arbeit umfasste weit mehr als das berühmte Pendel. Der Selfmade-Gelehrte erdachte ein Spiegelteleskop, eine Schreibmaschine, das Gyroskop, befasste sich mit Wirbelströmen in Metallen - ein Effekt, der heutzutage beim Bremsen von ICE-Zügen hilft - und anderem mehr. Außerdem tüftelte er an einem Gerät, das mit Hilfe eines sich drehenden Spiegels die Lichtgeschwindigkeit bestimmen sollte - und kam dem tatsächlichen Ergebnis mit einem Wert von 298.000 Kilometern pro Sekunde sehr nahe.

Seine Forschungen zur Lichtgeschwindigkeit in Luft und Wasser brachten Foucault schließlich auch einen Doktortitel ein, im Jahr 1853. Die Aufnahme in die Ehrenlegion und die wissenschaftlichen Akademien Englands und Frankreichs folgen. Nach einer schnell fortschreitenden neurologischen Erkrankung starb er jedoch schon im Februar 1868, kurz vor seinem 49. Geburtstag.

chs

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