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Gestorben Hans Küng, 93

aus DER SPIEGEL 15/2021
Foto: Cira Moro / laif

Wie er sterben wollte, sagte der Kirchenkritiker 2013 im SPIEGEL-Gespräch. Die Letzte Ölung lehnte der katholische Priester und Professor ab, aber er werde einen befreundeten Pfarrer dabeihaben. Eigensinnig war der in der Schweiz geborene Küng auch in Sachen Zölibat. Mit einer Frau lebte er, wie er sagte, im Sinne einer »vorbildlichen Wegkameradschaft« zusammen. Sein Verhältnis zur katholischen Kirche war stets so: Er kritisierte sie scharf, suchte neue Wege, verlassen hat er sie allerdings nicht. Sechs Päpste bekamen es mit ihm zu tun. Harmonisch lief es nur am Anfang, als Johannes XXIII. ihn ins Zweite Vatikanische Konzil berief und er als junger Reformer für Aufsehen sorgte. Danach gab es oft Streit. 1979 ließ ihm Johannes Paul II. die Lehrerlaubnis in Tübingen entziehen. Noch viel später grollte Küng dem polnischen Pontifex: »Ich kann nicht verstehen, dass dieser Papst heiliggesprochen werden soll.« Erst mit Franziskus, der ihm »sehr freundliche Briefe« schrieb, kam die Wende. Zu seiner Beerdigung solle »Nun danket alle Gott« gesungen werden, sagte Küng 2013, weil das Lied ausdrücke, »dass mein Leben nicht verendet, sondern vollendet ist«. Hans Küng, der an Parkinson litt, starb am 6. April in Tübingen.

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