Kunsthaus Bregenz Ausstellung

Zumthors Kunsthaus Bregenz – Zeitlose Schönheit am Puls der Zeit

Genau genommen könnte dieses Haus leer sein und man verließe es dennoch mit einem besonderen Gefühl: Wer das Kunsthaus Bregenz betritt, wird von der außergewöhnlichen Architektur geradezu verschluckt. Das durch Glas und Beton dominierte Gebäude erlaubt ein Entfliehen aus dem Alltag, spendet Kraft durch Stille. Die ausgestellte Kunst lässt neue Inspirationen zu.

Wir besuchen das Kunsthaus Bregenz (KUB) an einem warmen Sommertag 2020. Die Sonne scheint und es ist Wochenmarkt. Händler*innen bieten frischen Fisch vom Bodensee, süße Erdbeeren und saftige Marillen an. Fast an jedem Stand möchte man anhalten und die süßen Früchte in den Mund stopfen. Die Atmosphäre ist lebendig, trotz Corona-Pandemie.  Lachen schallt über den Platz und das Leben scheint leicht.

Kunsthaus Bregenz
Kontakt
Öffnungszeiten
Preise und weitere Infos
Karl-Tizian-Platz
6900 Bregenz
Österreich

T +43-5574-485 94-433

Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr

Donnerstag 10.00 – 20.00 Uhr

Bitte Schließzeiten bei Ausstellungswechsel beachten

Kunsthaus Bregenz
Kunsthaus Bregenz

Das Kunsthaus ist ein zweigeteilter Bau. Hätte Architekt Peter Zumthor seinen Entwurf 1989 anders gestaltet, wer weiß, ob er den Zuschlag jemals erhalten hätte. Aber seine Unterteilung in ein Haupt- und ein Nebengebäude und einen urbanen Platz für Veranstaltungen, überzeugte die Verantwortlichen. Das Haus wurde nach seinen Plänen gebaut.

Fakten: 30 m hoch, 25 m breit, 712 Glasschindeln, gefiedert angeordnet.

Heute sind dem Bau die dreiundzwanzig Jahre seit seiner Eröffnung nicht anzusehen. Zeitlos sticht die kantige Fassade mit dem milchig geschliffenen Glasschindeln in den leuchtend blauen Sommerhimmel Vorarlbergs. Das Ufer des Bodensees ist nur ein paar Schritte entfernt. Hinter uns liegt der Pfänder, der Hausberg von Bregenz, zur Linken sind vom Dach die Schweizer Berge zu sehen, nordöstlich liegt Lindau. Das ist schon wieder in Deutschland.

Ein Auto aus Beton, wie von einem Tuch überdeckt, ist die einzig wahrnehmbare Unterbrechung dieser puristischen  Szenerie, die keinerlei Ablenkung zuzulassen scheint.

In der Empfangshalle ist das Licht gedämpft. Besucher*innen sitzen in Sesseln oder betrachten stehend die ersten Objekte. Man zahlt den Eintritt, gibt die Tasche ab. Dann wartet die Kunst.  In diesem „Corona“-Sommer anders als geplant. Erstaunlich schnell und bemerkenswert aktuell hat das KUB reagiert. Die Ausstellung „Unvergessliche Zeit“, die vom 05.06 bis zum 30.8. 2020 läuft, widmet sich der Gegenwart und versucht durch Kunst die Zwangslagen der Krise darzustellen. Zu einem Zeitpunkt, in dem wir uns noch mittendrin befinden. Das macht neugierig.

Unvergessliche Zeit versammelt Werke, die entweder während der Krise entstanden sind oder sich als ihre Vorahnung lesen lassen. Vieles steht infrage: das Zusammenleben, die politische Gemeinschaft, die wirtschaftliche Lage, ethische Gebote, das Ich und die Existenz. Angesichts der radikalen Erfahrung, dass die Welt ganz anders sein kann als bislang vorstellbar, gibt es Versuche des Rückzugs und der Sinnsuche. Manche der Werke zeigen Stille und Intimität. Andere zeichnen gesellschaftliche Konsequenzen, die Gefahr durch politische Entfremdung und den Verlust demokratischer Rechte. Schließlich finden sich auch Hinweise auf die apokalyptische Dimension des Geschehens, den Zusammenbruch. (Quelle: KUB)

Künstler

Helen Cammock | William Kentridge’s The Centre for the Less Good Idea | Annette Messager | Rabih Mroué | Markus Schinwald | Marianna Simnett | Ania Soliman

Kunsthaus Bregenz Ausstellung Unvergessliche Zeit
Kunsthaus Bregenz Ausstellung Unvergessliche Zeit

Auf drei Ebenen werden Bilder, Installationen und Filme gezeigt. Die Künstler*innen erschaffen Welten „im Angesicht eines radikalen Orientierungsverlusts und großer Verluste“. (Judith Butler, US-amerikanische Philosophin)

Die Größe der Räume, das indirekte Licht, nehmen der Situation ihren Schrecken. Statt sich schwer von Raum zu Raum zu schleppen, scheinen wir durch die Ebenen zu gleiten.

Die Decken im Haus sind mit Glas abgehängt. Ein ausgeklügeltes Lichtsystem, das von außen nach innen wirkt, denn hinter den gefiederten Glasschindeln der Fassade befindet sich ein unsichtbarer Gang. Schließt man die Jalousien an den Außenwänden, scheint kein Tageslicht hinein. Dann kann der Raum durch die Leuchtstoffröhren unter der abgehängten Decke künstlich illuminiert, heller oder dunkler gedimmt, oder, wie im oberen Stockwerk für eine Videoinstallation, gänzlich dunkel belassen werden.

Treppen verbinden die Stockwerke des KUB miteinander. Das kommt uns entgegen. Wer fährt in diesen Zeiten schon gern Lift? Sie sind wie die Böden der Ausstellungsfläche aus Terrazzo und führen über Zwischenpodeste nach oben. Auf mich wirken sie beruhigend. Die Fuge links und rechts der Stufen vermittelt Leichtigkeit.

Happy Friday! Freier KUB Eintritt jeden 1. Freitag im Monat!

Weil Kunst und Sonne, trotz aller Begeisterung für die Architektur, müde machen, statten wir dem KUB Café noch einen Besuch ab. Die kleinen Mittagsgerichte von der Tageskarte, eine Bowl und erfrischende Drinks lassen uns vom Sommerkino hier auf dem Museumsvorplatz träumen. In der kühleren Jahreszeit laden die von Peter Zumthor entworfenen und von der Polsterwerkstatt Mohr in Andelsbuch hergestellten Ledersessel zum Platz nehmen ein.

Die Ausstellung „Unvergessliche Zeiten“ läuft leider nur bis zum 30. August 2020 und wird  am 11. September durch KUB 2020.03 des Schweizers Peter Fischli abgelöst.

Egal wie lang die Pandemie noch dauert: das Kunsthaus Bregenz ist ein geeigneter Ort, um wieder zur Besinnung zu kommen.

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Charis
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3 Kommentare zu “Zumthors Kunsthaus Bregenz – Zeitlose Schönheit am Puls der Zeit

  1. Alina Vlasova

    Das scheint eine sehr gute Ausstellung gewesen zu sein. Schade, dass ich es erst jetzt gelesen habe.
    Auf jeden Fall super, dass Du darauf hingewiesen hast. Wenn ich mal nach Bregenz komme, schauen wir das Museum auf jeden Fall an.
    Hauptsache, da ist dann nicht auch gerade Ausstellungswechsel. :)

  2. Sehr cooles Gebäude. Ich mag ausgefallene Architekturen. Schade, dass wir in nächster Zeit nicht nach Bregenz kommen werden.
    Lg Annette

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